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Hoffnungsbrief Nr. 38

Eingang: 11.12.2020, Veröffentlicht: 11.12.2020

Hoffnungsbrief Nr. 38
Foto: Wikipedia: Von Zeglarz - Eigenes Werk, Gemeinfrei

Hoffnungsbrief zum 3. Advent 2020 - Es kommt ein Schiff geladen (EG 8,1-6)

Liebe Gemeinde,

dieses Adventslied war ursprünglich ein Marienlied. Es ist im Elsass des 15. Jahrhunderts entstanden und besang den Weg der hochschwangeren Maria. Also weniger ein Seemannslied von der Küste, sondern ein Marienlied, allerdings spürt man im heutigen Text kaum noch etwas davon...
Kurz vor Weihnachten kam Maria mit Josef in Bethlehem an: “Ich kann nicht mehr weiter, ich glaube mein Kind kommt bald!” Höchste Zeit für eine halbwegs akzeptable Unterkunft, es gibt aber bloß einen zugigen Stall auf freiem Feld. Im Bild des Adventsliedes fährt das Schiff voll beladen dahin. Es ist fast ein Wunder, wenn es den sicheren Hafen noch erreicht. Ohne Gottes Gnade, die das Schiff bewegt, wird es nicht gelingen, das ist gemeint: Wenn das “Segel Gottes Liebe” ist und das Schiff fortbewegt, so ist “der Heilig Geist der Mast.” Er gibt dem Schiff die nötige Stabilität, damit es nicht auseinanderbricht.
“Der Anker haft` auf Erden, da ist das Schiff an Land. Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.” Wir merken: Das Ziel ist nahe, der Hafen erreicht. Wer schon einmal erlebt hat, mit welchem Getöse geankert wird, Kettengerassel und ein letzter Ruck, der verspürt die Erleichterung der Besatzung. “Es ist geschafft”, seufzen alle erleichtert. Auch ein stürmischer Wind kann uns jetzt nicht mehr vom Ziel wegreißen.
“Das Wort will Fleisch uns werden” meint das Wort Gottes, das vorher bei Gott war, nimmt jetzt unter uns Menschen Gestalt an (vgl. Joh 1). Was so viele weihnachtliche Musik bejubelt (z. B. “Der Messias” von Händel), erfüllt sich: “Der Sohn ist uns gesandt.” Gott kommt bei uns an, nach beschwerlicher Fahrt durch raue See.
“Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, gibt sich für uns verloren; gelobet muss es sein.” Nun wird es schon weihnachtlich. Die traditionelle Geburt, die das Alte Testament dem Davidssohn, dem Königsspross aus der damals Tausend Jahre alten Geschichte Israels verheißt, findet nicht irgendwo statt, sondern in der Davidsstadt Bethlehem. Die besungene Geburt weist damit auf die Gottessohnschaft hin: Dieser ist der langerwartete Messias Israels, der Heiland. - Einerseits weihnachtlich, aber doch nicht so ganz, denn schon jetzt deutet sich der Opfergang Jesu ans Kreuz an.
Alle weihnachtlichen Erzählungen haben als Ziel die Begegnung der Suchenden mit dem Gottessohn. Wer auf ein Kind wartet, der freut sich am meisten auf den Augenblick, wo er und sie dieses Kind halten, tragen und liebkosen darf. Wir werden verzaubert von aller Vorfreude auf Kinder/Enkel oder wir erinnern uns daran, wie wir zum letzten Mal ein Kleinkind im Arm trugen. Niemand möchte bei einer Geburt an den Abschied oder ein schweres Leben oder Leiden denken. Doch hier zeigt sich das ganze Leben auch mit den Schattenseiten: “muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel.”
Bilder alter Meister zeigen die Krippe schon mit dem Ausblick auf die Zukunft des Jesus von Nazareth. Der Gekreuzigte wächst gleichsam aus dem Holz des Stalles heraus und ist schon bei der Geburt sichtbar. Freilich nur auf dem Bild, aber es wirkt ein wenig wie der Fluch der bösen Fee bei der Geburt des Dornröschen. An den Tod mag man doch wirklich nicht denken, wenn man sich auf die Geburt freut, sie sogar sehen oder miterleben kann. Das weist uns darauf hin, dass Weihnachten für jeden von uns ein Ziel hat, das nicht nur schön oder rührend ist, sondern uns wunderbar berührt und verwandelt: Wer das ewige Leben erlangt, für den wird der Tod nicht das letzte Wort haben. Zwar bin ich noch Erdenbürger, aber durch den Glauben an Jesus werde ich auch Himmelsbürger sein.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Ihr Pastor Cornelius Meisiek
zu den Fotos

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